Beste Unterhaltung: Sektionen 3 und 4 besuchen die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur

©Adrian Sulzer
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Der Besuch der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur fand schon unter besseren Vorzeichen statt: Hauptsponsor ZKB hatte im Oktober bekanntgegeben gegeben, das Festival ab 2026 nicht mehr zu unterstützen. Rudi Gehring, Kaufmännischer Leiter, liess sich in seiner Begrüssung im Museum Schaffen aber nichts anmerken. Stattdessen hob er die zahlreichen Facetten des Festivals und dessen grosse Bedeutung für die Schweizer Filmbranche hervor. Neben den Publikumsvorführungen und den Wettbewerben verfügen die Kurzfilmtage über das grösste Kurzfilmarchiv der Schweiz (über 90'000 Titel) und sind ein wichtiges Branchentreffen sowie eine Plattform für junge Talente. Er bedankte sich bei der SRG für die langjährige Partnerschaft. Neben einer Medienpartnerschaft umfasst diese auch die Unterstützung des Schweizer Filmschulentags, wo Studierende aller Schweizer Filmschulen die Gelegenheit haben, ihre Werke einem Fachpublikum zu zeigen. «Es ist immer schön zu sehen, was die jungen Wilden machen», so Gehring.

Wenn nicht SRG, wer dann?

Gregory Catella, Coproduction Manager für Filme und Serien bei SRG SSR, gab einen Einblick in die Filmförderung der SRG – die schweizweit bedeutendste nach dem Bundesamt für Kultur. So erklärte er etwa die Funktionsweise des Pacte de l’audiovisuelle der 2024 erneuert wurde und bis 2027 jährlich mindestens 34 Millionen Franken für die Filmförderung garantiert. Umgerechnet 2,5 Stunden Programm pro Tag werden so produziert, davon ein grosser Teil, der zur Primetime ausgestrahlt wird. Der Erfolg einer Produktion lasse sich häufig nicht im Voraus abschätzen. So habe zunächst kaum jemand daran geglaubt, dass «Tschugger» ein Publikumshit werden würde. Er betonte, wie wichtig solche Produktionen für das gegenseitige Verständnis und den Zusammenhalt der Landesteile sei, ein expliziter Teil des Konzessionsauftrags der SRG. Die anwesenden Mitglieder erkundigten sich nach den Förderkriterien und -prozessen sowie nach internationalen Kooperationen. Hier hob Gregory Catella besonders den Tatort hervor. Die zwei Schweizer Folgen pro Jahr kosten rund vier Millionen Franken. Im Gegenzug erhält die SRG die Rechte an der Ausstrahlung aller Folgen aus Deutschland und Österreich. Ein sehr gutes Geschäft, wie er betonte. Auf die Frage, wer im Falle einer Annahme der Halbierungsinitiative (Abstimmung am 8. März 2026) für die SRG in die Bresche springen und ihre Förderung kompensieren könne, war Gregory Catella deutlich: «Ich sehe niemanden.»

Beste Unterhaltung auf Bühne und Leinwand

Ein besonderes Vergnügen war die Drehbuchlesung «Coucou liest Film». Das Winterthurer Kulturmagazin bereitete die Bühne für zwei Schauspielerinnen, die ein Drehbuch aus dem Wettbewerb auf ihre Weise interpretierten. Anschliessend gaben Regisseurin Lea Bloch sowie die Darstellenden Luna Wedler (2025 ausgezeichnet als beste Nachwuchsdarstellerin am Filmfestivals von Venedig) und Timon Kiefer Auskunft darüber, wie sie die Interpretation erlebt hatten. Sie zeigten sich begeistert und gaben viel über ihre persönlichen Erfahrungen mit Streit preis, dem Thema des Films «Loud Love». Danach ging es ins Kino Maxx im Kesselhaus, zum Besuch der Vorführung «Im Zweifel für den Zweifel» im Schweizer Wettbewerb 1. Die vier gezeigten Kurzfilme deckten ein breites Spektrum ab: Vom kostengünstigen, aber sehr persönlichen und zeitweise beklemmenden Animationsfilm «Ich bin mir nicht sicher» der jungen St.Galler Künstlerin und Filmemacherin Luisa Zürcher, bis zum aufwendigen, mit einigen Fördermittel alimentierten Spielfilm «L'amour aux temps du choléra» von Regisseur Jules Carrin. Einmal mehr zeigte sich die grosse Vielfalt des jungen Filmeschaffens, so dass an diesem Abend gewiss für jeden Geschmack etwas dabei war.

Adrian Sulzer, Präsident Sektion 4 und Mitglied Vorstand SRG Zürich Schaffhausen (RFZ)

©Bettina Deggeller