Fotogalerie: Schaffhauser Vortragsgemeinschaft mit Calum MacKenzie

©Urs Rey
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Erinnern Sie sich noch, wo Sie am 24. Februar 2022 waren? Calum MacKenzie befand sich in Moskau – damals noch nicht als Korrespondent, sondern als Austauschstudent. Wie viele andere verfolgte er in jener Nacht fassungslos den Beginn des russischen Grossangriffs auf die Ukraine. Wie hat sich das Land seither verändert? Und wie sieht der Alltag eines SRF-Journalisten in Tiflis und in Moskau aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen Korrespondentenanlasses, der von der SRG Zürich Schaffhausen und der Schaffhauser Vortragsgemeinschaft am 10. Januar 2025 veranstaltet wurde.

Der Abend sei ein «grosses Experiment», erklärte MacKenzie eingangs, denn es ist sein erster Auftritt vor Publikum. Doch schnell ist in der ausverkauften Schaffhauser Rathauslaube klar: Das Experiment ist ein voller Erfolg. Eindrücklich führte MacKenzie durch die Ereignisse der vergangenen drei Jahre, bot spannende Einblicke in die Herausforderungen seines Jobs sowie die gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten Russlands und der umliegenden Region.

MacKenzie sprach über die bürokratischen Hürden für westliche Medienschaffende und die ständige Ungewissheit, ob und wann man vor Ort berichten darf. Auch sei der Job des Korrespondenten gefährlicher geworden. Die Repression im Land hat spürbar zugenommen und man müsse immer damit rechnen, mit unangenehmen Fragen konfrontiert oder gar abgehört zu werden. Auch Begegnungen mit der Polizei kommen vor, wie MacKenzie’s wahnwitzige Anekdote über seine Verhaftung wegen unerlaubten Rauchens zeigt.

Trotz dieser Hindernisse betont MacKenzie, wie wichtig es gerade in Krisenzeiten ist, Einblicke in die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Meinungen der Menschen vor Ort zu ermöglichen. Angesichts des schwindenden Verständnisses für die russische Gesellschaft leisten Korrespondenten wertvolle Vermittlungs- und Übersetzungsarbeit und trotz repressivem Klima bleibt unabhängige Berichterstattung möglich, wenn auch mit besonderer Vorsicht und Rücksicht auf den Schutz der Gesprächspartner. Das Redebedürfnis in der Bevölkerung sei spürbar, obwohl viele versuchen, den Krieg und die politischen Geschehnisse im Alltag zu verdrängen.

Neben Russland sprach MacKenzie auch über die Entwicklungen in der umliegenden Region, die mit dem Ausbruch des Krieges entfesselt wurden. Während sich einige Länder in Zentralasien vorsichtig vom Einfluss Russlands emanzipieren, nutzt Georgiens Regierung die Krisensituation, um ihre autokratische Macht auszubauen. Umso wichtiger sei es deshalb, nicht nur auf Russland zu schauen, sondern die lokalen Dynamiken der gesamten Region zu verstehen.

Im Anschluss an das Referat beantwortete MacKenzie offen und sachkundig Fragen aus dem Publikum, darunter auch kritische zur Rolle des Westens und der NATO. Einzig die Frage, wie es weitergeht, bleibt schwer zu beantworten. Sicher ist nur: MacKenzie wird uns weiterhin mit vollem Engagement und Mut auf dem Laufenden halten.

Ein besonderer Dank gilt auch Dominik Hermann, der den Anlass erstmals vor Ort in Gebärdensprache übersetzte, und Matthias Wipf, der kompetent durch die Fragerunde führte.

Calum MacKenzie, geboren in Bern und mit Wurzeln in Schottland, hat in Zürich, Bern und Moskau Osteuropastudien absolviert und als Journalist freiberuflich bei «Der Bund» aus der Region berichtet. Er lebt in Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, bereist aber regelmässig Russland und Zentralasien. Calum MacKenzie spricht fliessend Russisch und nach eigenen Angaben «gebrochenes» Georgisch.

Text: Alena Birrer, Mitglied der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA)

Bild: Urs Rey

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