Fotogalerie: Behördenanlass 2024
«Wir müssen darauf achten, dass wir nicht nur über die Stadt berichten»
Die Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) der SRG Zürich Schaffhausen hat dieses Jahr einen Behördenanlass zur politischen Berichterstattung von Radio und Fernsehen SRF mit Blickpunkt auf Stadtzürcher Themen organisiert. Dazu empfing der Zürcher Gemeinderat am 19. Juni 2024 im Anschluss an seine Sitzung gemeinsam mit Karin Rykart als Vertreterin des Stadtrats verantwortliche SRF-Medienschaffende sowie eine kleine Delegation der SRG Zürich Schaffhausen (RFZ) zu einem Gespräch mit anschliessendem Apéro, der trotz des gleichzeitigen Fussballspiels der Schweizer Nationalmannschaft gegen Schottland zu ausgiebigen und angeregten Gesprächen genutzt wurde.
Susanne Sorg, Leiterin KOA und Mitglied Vorstand der SRG Zürich Schaffhausen, leitete mit der Frage ein, nach welchen Kriterien Radio und Fernsehen die redaktionelle Auswahl treffen: «Als ehemalige Journalistin einerseits, als Regierungsratssprecherin und Gemeinderätin anderseits kenne ich beide Seiten: die redaktionelle und die politische, und weiss daher, wie wichtig der sachliche Austausch ist.»
Ratspräsident Guy Krayenbühl ordnete ein, der Zürcher Gemeinderat sei das grösste Stadtparlament der Schweiz und wohl auch das lebendigste: «Wir haben das fünftgrösste Budget aller Gemeinwesen in der Schweiz!» Die vierte Gewalt spiele eine zentrale Rolle. Sie sorge für Transparenz und müsse angesichts von Face News fundiert recherchierte Informationen vermitteln.
Katrin Hug und Hans-Peter Künzi, Leiterin und Stellvertretender Leiter des Regionaljournals Zürich Schaffhausen, berichten täglich mehrfach zusammen mit ihrem Team über die Geschehnisse in den Kantonen Zürich und Schaffhausen. Im Zentrum stehen die publizistischen Leitlinien: Wie wird Qualität garantiert? Wie umgehend mit Gerüchten? Wie wird der Faktengehalt überprüft? Für jeden Beitrag sei die Fokussierung wichtig. Das «Regi» verwende keine versteckten Mikrofone, achte die Privatsphäre. Und: «Wir müssen darauf achten, dass wir nicht nur über die Stadt berichten!»
Meist berichtet ein Mitglied der Regionaljournal-Redaktion aus dem Gemeinderat und ist dafür vor Ort präsent. Ein allfälliger Beitrag für die Abendsendung, die während der ersten Sitzungshälfte stattfindet, wird von der Redaktion in der Radio Hall mithilfe des Livestreams gestaltet, während der Beitrag für den nächsten Morgen in der Regel vom im Rat präsenten Redaktionsmitglied verantwortet wird, denn nur vor Ort sind auch Hintergrundgespräche mit Exponentinnen und Exponenten der verschiedenen Fraktionen möglich.
Wesentlich mehr um Sendeplätze kämpfen müssen Mirjam Fuchs und Luca Laube, die als SRF-TV-Korrespondentin respektive -Korrespondent aus den Kantonen Zürich und Schaffhausen berichten. Sie haben keine eigenen Sendeplätze, sondern müssen sich etwa für Beiträge in der «Tagesschau» oder in «10vor10» gegen eine internationale Konkurrenz durchsetzen. In der «Tagesschau» sei ein Beitrag von zwei Minuten Länge das höchste der Gefühle, bei einem Bericht von dreieinhalb Minuten im «10vor10» lasse sich gefühlt ein Spielfilm gestalten. So kurz auch die Sendezeit sei, so viel wird in die Selektion der Themen investiert: «Wir verfolgen die Geschäfte und Debatten der verschiedenen Parlamente, schauen die Gerichtsurteile in den Kantonen Zürich und Schaffhausen durch.»
In der Diskussion wurde zuerst die Frage nach der Relevanz gestellt, die Hans-Peter Künzi so beantwortete: «Ein Thema muss entweder sehr relevant oder sehr interessant sein. Der Eurovision Song Contest ist vielleicht nicht so relevant, interessiert aber sehr viele Leute.» Ein sehr teures Projekt könne dagegen auch dann relevant sein, wenn es kaum Diskussionen verursache.
Auf weitere Fragen antwortete Mirjam Fuchs, dass die Zahl der Frauen und Männer in den Beiträgen statistisch erfasst werde, um über alle Sendungen hinweg ein Gleichgewicht zu schaffen: «Wir haben Listen von Expertinnen, die wir beiziehen können. Aber es ist unmöglich, bei jedem Beitrag Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern hinzukriegen, wenn in einer Frage entweder überwiegend Männer oder überwiegend Frauen Verantwortung tragen.» Emotionale Voten hätten in der Ratsberichterstattung eine höhere Chance, in einen Beitrag aufgenommen zu werden, vor allem, wenn sie inhaltlich stark sowie kurz und präzise seien.
Und was schätzen die Journalistinnen und Journalisten am Gemeinderat? «Dass hier in Mundart gesprochen wird, macht die Debatten viel spontaner und authentischer.» Doch am Schluss ist vor allem eines wichtig: «Das Publikum muss sich eine eigene Meinung bilden können. Thesenjournalismus hat bei uns nichts zu suchen.»
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