KI bei SRF – ein Mitmach-Seminar fand Anklang
Wo setzt SRF künstliche Intelligenz ein, womit befasst sich dessen KI-Team? Unsere Mitglieder erfuhren dies in einem Kurs der Bildungskommission aus erster Hand; Anwendungen konnten sie dort gleich selbst ausprobieren.
Spätestens seit dem Durchbruch von Chat-GPT ist künstliche Intelligenz in der breiten Bevölkerung angekommen. Wie geht ein Medienhaus wie SRF, das dem Service Public und somit der Authentizität verpflichtet ist, mit künstlicher Intelligenz um? Wo bestehen schon konkrete Einsatzmöglichkeiten, wo bieten sich neue Chancen, wo liegen Risiken?
Pascal Meier und Damian Murezzan, beides Data-Scientists und Mitglieder des KI-Teams von SRF, präsentierten im November 2023 Interessierten den aktuellen Stand zu dieser Thematik, brachten Beispiele von KI-Anwendungen ein und zeigten auch, wie einfach sich ein Chat-Roboter ansprechen lässt.
Eine neue Technologie-Epoche – mit Herausforderungen für viele
Einleitend blickte Medienwissenschaftler Frank Hänecke von der Bildungskommission aufs grosse Ganze, d.h. die Stationen dieser Technologie-Epoche, den Nutzen von Automation, Assistenzsystemen und selbstlernender KI für Medienschaffende und Redaktionen, auf die Herausbildung von Branchen-Standards – etwa der Transparenz-Pflicht – und die neusten Regulationsbemühungen. Die Schweiz werde sich hier wohl dem «AI Act» der EU anschliessen. «Medien profitieren einerseits von der Produktivität von Chat-GPT & Co., die sich weiter entwickeln werden, andererseits entwachsen ihnen dadurch neue Aufgaben bei der Beherrschung, der sinnvollen Nutzung, der Kontrolle und der Verifikation», fasste Frank Hänecke zusammen: «Der Journalismus bleibt weiterhin gefordert; er hat seine professionellen Prinzipien auch im KI-Zeitalter wahrzunehmen».
Der KI-Wissenshub innerhalb von SRF – anschaulich vermittelt
Vor diesem Hintergrund führten Damian Murezzan und Pascal Meier aus, welche Aufgaben und Ziele sie im KI-Team verfolgen, dem «KI-Wissenshub innerhalb von SRF». Etwa die Verbesserung sogenannter Speech-to-Text- oder Sprechererkennungs-Anwendungen, um eigene Datenbestände von Sendungen anzureichern und besser zugänglich zu machen. Oder mittels generativer KI die Automation im Medienprozess voranzutreiben.
Sehr bald veranschaulichten die beiden die komplexen Herausforderungen punkto Technik und Trainingsplanung am Beispiel eines Rechners mit angeschlossener Kamera, der bei Jass-Sendungen zuverlässig zählen und den Spielstand überwachen soll. Aus Sicht eines Computers eine grosse Aufgabe... Der Lerneffekt dieser Demonstration auf dem Jass-Teppich war jedenfalls enorm.
Auch die Frage, ob ein Computer «Chuchichäschtli» – also Schweizer Dialekt – versteht, wurde auf sehr verständliche Weise ge- bzw. erklärt. Es ist kompliziert, nicht nur wegen der vom Deutschen abweichenden Begriffe und der Syntax, aber es geht (immer besser) – und wird bei SRF eingesetzt, um Interviews zu transkribieren oder Dialektgesprochenes in Sendungen zu erfassen und ggf. zu transformieren, etwa um in weiteren Kanälen ausgespielt werden zu können.
Im Kontext dieser Sprachmodelle konnte gezeigt werden, wie diese sog. «Large Language Models» funktionieren, auf der die Chat-Services aufbauen. Dabei handelt es sich um fortschrittliche KI-Modelle, die darauf trainiert wurden, die Struktur natürlicher Sprache zu verstehen und selbst Texte zu generieren. Um dies zu erlernen, werden ihnen beim Training riesige Mengen an Textdaten zugeführt. Auf der Nutzerseite erfordert die Arbeit mit KI neue Kompetenzen der KI-Verantwortlichen – etwa die Fertigkeit, entsprechende Abfragen so zu formulieren, dass möglichst verwertbare Antworten produziert werden.
An dieser Stelle wurde selbstverständlich auf die systembedingten Unzulänglichkeiten und Risiken generativer KI hingewiesen. Bei aller Faszination über die kreative und effiziente Leistung von KI-Assistenzprogrammen können diese durchaus «halluzinieren», also zwar gut klingende, aber unzutreffende Antworten generieren, die deshalb unbedingt zu überprüfen sind. Die Verantwortung für eine Verwendung von KI-Output tragen weiterhin die Anwender bzw. die Redaktion.
Hands on – mit dem Chat-Roboter plaudern
Viele der Anwesenden brachten selbst noch keine eigenen Chat-GPT-Erfahrungen mit. Es wurde daher sehr begrüsst, dass im Kurs auf zur Verfügung gestellten Rechnern und unter Anleitung praktisch geübt werden konnte. Einzelne hatten hier schon sehr konkrete Vorstellungen, etwa im Zusammenhang mit einem Argumentarium pro Service Public. Andere konnten Berührungsängste mit der Technologie abbauen bzw. sahen sich darin bestärkt, dass ein professioneller Einsatz von KI kritischer Reflexion bedarf.
Bei allen Kursen der Bildungskommission wird darauf geachtet, Vorgänge bei der SRF-Programmentwicklung und deren Herstellung anschaulich zu vermitteln. Bei diesem - sehr dichten - Angebot waren die Teilnehmenden wegen dessen Vielseitigkeit und Zugänglichkeit diesbezüglich besonders zufrieden. Es sei gelungen, in der kurzen verfügbaren Zeit wichtige Aspekte einer weitläufigen und teils sehr komplizierten Thematik näherzubringen, freuten sich die Verantwortlichen.
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